Nachdem ich im Herbst Speed Dating ausprobiert und für sehr, sehr lustig befunden hatte, ging es vergangene Woche zu einer Dildo-Party.
Eine was?
Eine Dildo- oder „erotische Lifestyle-Party“, wie es auf der Homepage des Anbieters heißt. Weil ich danach gefragt wurde: Nein, bei solchen Parties laufen nicht zehn nackte Frauen durch einen Raum und probieren Sexspielzeuge aus. Im Prinzip ist es wie eine Tupperware-Party – zumindest stell ich mir die ähnlich vor. Ich habe mich gegen solche Veranstaltungen immer konsequent verwehrt. Sich mit Freundinnen an einen Tisch zu setzen und allerhand unnötiges Zeug aufschwatzen zu lassen, erscheint mir nicht unbedingt sinnvoll und tut der Geldbörse nicht gut.
In den letzten Monaten hat sich im weiblichen Teil meines Freundeskreises eine nette Tradition entwickelt: wir treffen uns möglichst regelmäßig um gemeinsam zu brunchen oder veranstalten Mädchenabende. Klischeehaft geht es bei solchen Anlässen oft um die Themen Männer, Sex und Gefühle. Irgendwann entstand die Idee, einen solchen Mädchenabend mit einer Dildoparty zu verbinden.
Die Rahmenbedingungen
Organisieren lässt sich eine Toy-Party einfach: ein Anruf bei einem der Anbieter genügt. Grundsätzlich kosten die Präsentation der Toys und die Anwesenheit der Verkäuferin nichts, allerdings wird die Teilnahme von mindestens 6 Personen empfohlen, da sich die Veranstaltung für die Betreiber erst ab einem Verkaufswert von 300 Euro lohnt. Je mehr gekauft wird, desto mehr Geld in Form eines Gutscheins bekommt die Gastgeberin. Bis dahin ähnelt die Dildo- sehr der Tupperware-Party.
Ablauf
Seltsam wird’s dann erst, wenn es losgeht. Gerade hatte man noch Sektglas in der einen, Chips in der anderen Hand, und im nächsten Moment reicht man Vibratoren herum und beurteilt Beschaffenheit, Größe und Ästhetik.
Präsentiert wird im Grunde alles vom „herkömmlichen“ Vibrator bis zu Pflegeölen. Verschiedene Marken sind vertreten, alle Produkte werden herumgereicht und die verschiedenen Funktionen getestet. Lediglich der klassische Dildo war mit nur einem Exemplar vertreten, laut Beraterin sind diese kaum gefragt. Stattdessen dürften Toys im Bunny-Look sehr beliebt sein, die entsprechenden Vibratoren & Co gab es in verschiedenen Ausführungen. (Die armen Viecher.) Diskret im Nebenzimmer können im Anschluss Bestellungen aufgegeben werden, die innerhalb der nächsten beiden Wochen versandt werden.
Opfer des Kapitalismus
Es ist schon bemerkenswert: Da hab ich immer über die (klischeehaft formuliert) „Hausfrauen, die nichts Besseres zu tun haben“ gelästert, die sich irgendwelche neuen Plastikdosen aufschwatzen lassen und währenddessen Nudelsalat essen. Und dann gebe ich selbst über 100 Euro aus für Dinge, die ich bis dahin im Leben auch nicht vermisst hab. Solche Parties entwickeln tatsächlich eine ganz eigene Dynamik. Da wird im Anschluss an die Präsentation ewig diskutiert und überlegt, was man denn nun „wirklich braucht“ und worauf man nicht verzichten kann. Am nächsten Tag wacht man auf und denkt sich erstmal: Oh mein Gott, was hab ich getan? (Ist aber auch nicht schlimm, wenn das passiert. Zum Glück kann der Einkauf im Nachhinein noch storniert werden.)
Eine einzige Sache ist mir aufgefallen, die ich nicht in Ordnung fand: Es wurde bei der Präsentation der Toys die ganze Zeit davon ausgegangen, dass sie bei heterosexuellem Geschlechtsverkehr verwendet werden. Nur weil neun junge Frauen gemeinsam an einem Tisch sitzen bedeutet das nicht automatisch, dass sie mit Männern Sex haben.
Fazit
Alles in allem war der Abend sehr lustig – die offene Art der Beraterin macht es einfach, ungezwungen über sexuelle Themen zu sprechen. Bei der Bestellung mancher Freundin hat man nicht schlecht gestaunt und vermutlich haben alle Beteiligten viiiiel zu viel Geld ausgegeben. Ein zweites Mal kann man sich den Spaß aber vermutlich sparen – noch einmal großteils dieselben Produkte präsentiert zu bekommen, stelle ich mir nicht sonderlich spannend vor.
Fotos: Michaela Wein
Hallo Michaela.
Der Artikel ist super geschrieben. Es freut mich, das es Dir Spass gemacht hat.
Ich bin selbst Beraterin von Dessous- und Dildoparties und ich muss sagen, das es sich auf alle Fälle auszahlt so eine Party ein 2. und 3. Mal zu besuchen.
Die Kollektion ändert sich laufend, die Gäste können sich nicht alles auf einmal kaufen, oder wollen selbst eine Party abhalten und sich etwas kostspieligeres mit dem Gutschein leisten. Da gibt es genug Gründe dafür, andere haben voll die Freude bekannt zu geben, was sie schon gekauft haben und wie es für sie ist.
Der Rabbitvibrator ist sehr zum Empfehlen selbst Eva Longoria schwört darauf 😉
Auf alle Fälle ist das ein cooler Beitrag 🙂
GLG Nina