Sponsored Blogposts: Es geht um die Glaubwürdigkeit

Heute ist eine Diskussion auf Twitter um einen Blogpost von Petra entflammt, die ich zugegebenermaßen absichtlich provoziert hatte. Es ging um ein Sponsored Posting, über das ich mich geärgert habe. Diese Diskussion ist schwierig auf Twitter zu führen, deshalb hier meine einigermaßen geordneten Gedanken dazu.

Vorweg: Das ist nicht als Kritik an diesem konkreten Blog als Ganzes zu verstehen. Es geht um Sponsored Blogposts, die meiner Meinung nach oft recht unglücklich formuliert und platziert werden, mich grantig und traurig machen und mir die Freude an Blogs ziemlich vermiesen.

Ich konsumiere Blogs anders als journalistische Medien. Folglich habe ich unterschiedliche Erwartungen an die jeweiligen Inhalte. Mir ist schon klar, dass Blogbeiträge keinen journalistischen Standards entsprechen müssen und die eindeutige Meinung des/der VerfasserIn widerspiegeln (können). Das ist ja auch das Schöne dran.

Ich bin weder Mode-, Food- noch Lifestyle-Blog-Fan. Viele Themen amüsieren mich, manche Blogbeiträge bringen mich zum Kopfschütteln. Was mich aber dann doch dazu bringt, manche Blogs zu abonnieren: Der persönliche Bezug. Persönliche Empfehlungen, egal ob es sich um Events, Rezepte oder Nagellack handelt, sind manchmal ganz nett zu lesen.

Das bringt mich zum bei diesem Thema wichtigsten Begriff: Glaubwürdigkeit. Wenn ich schon einen Lifestyle-Blog lese (die Zahl dieser Blogs hält sich in überschaubaren Grenzen), dann nur, wenn ich weiß, BloggerIn xy hat einen ähnlichen Geschmack wie ich und empfiehlt ein Produkt auf ihrem/seinen Blog. Wenn da aber plötzlich thematisch unpassende Beiträge auftauchen, die eine bestimmtes Produkt un-hinterfragt feiern, dann ist das nicht glaubwürdig. Und macht meine bisher positive Meinung zunichte.

Die Sache mit den Sponsored Posts 
Schwierig. Ich würde mich als Bloggerin natürlich auch freuen, wenn mir jemand Geld, Gadgets oder sonstige Geschenke zur Verfügung stellt, wenn ich etwas darüber schreibe. Und ich freue mich ehrlich für jedeN, der/die ein bisschen Geld verdienen kann mit seinem/ihrem Blog. Aber hier setzt mein journalistisch geprägtes Gehirn ein: Werbung muss als solche gekennzeichnet werden. Und nicht mit Sternchen am Ende des Beitrags. Sondern am Beginn. Am besten in einem anderen Layout als „normale“ Blogbeiträge. Wie viele Blogbeiträge wurden auf kobuk.at veröffentlicht, in denen es um die Trennung von Werbung und Redaktionellem in Medien geht? Gerade auf Twitter regen wir uns täglich über solche Sachen auf. Warum gilt das nicht für Blogs? Warum wird so etwas nie hinterfragt, sondern sich gegenseitig auf die Schulter geklopft?

Gegen Sponsored Posts ist generell nichts einzuwenden. Wenn die Kennzeichnung passt, ist alles in Ordnung. Blogbeiträge, die in der Einleitung erwähnen, dass der folgende Beitrag bezahlt wurde. Sätze wie „Firma x hat mir das neue Handy zum Testen gegeben für drei Wochen“ oder „Unternehmen y hat mich zum Event eingeladen“. Das ist dann überhaupt kein Problem. Die LeserInnen wissen, unter welchen Voraussetzungen der Beitrag entstanden ist.

Der Beitrag sollte trotzdem authentisch sein. Auf einem österreichischen Modeblog für Frauen ein Gewinnspiel anzuteasern, das eine Männer-Kleidermarke durchführt und nur für Teilnehmende aus den USA, Frankreich und England offen ist (hab ich tatsächlich schon einmal gesehen, kein erfundenes Beispiel), ist nicht sonderlich glaubwürdig, dass die Produkte, die man gratis bekommen hat, die allerbesten sind, eher unwahrscheinlich. Es gibt ja jede Menge Möglichkeiten, die Sache innovativ anzugehen. Ihr durftet irgendein neues Mineral mit Elefantenbeere-Kirschmousse-Geschmack-testen? Super, dann vergleicht es doch bitte mit den anderen Geschmacks-Mineralwässerchen, die es schon gibt. Macht ein Ranking und seid ehrlich bei der Bewertung. Oder bekommen BloggerInnen nur dann ein Produkt, Geld oder was auch immer, wenn sie das Produkt möglichst nett bewerten? (ernst gemeinte Frage, ich hab keine Ahnung, wie das funktioniert)

Man sollte sich nicht zu gratis arbeitenden WerbetexterInnen machen lassen. Dafür hat man zu viel Arbeit in seinen Blog gesteckt, ihn mit zu viel Liebe, Arbeit und Hingabe aufgebaut. Unternehmen können sich sehr gerne selbst Banner basteln und den BloggerInnen anbieten, dagegen ist gar nichts einzuwenden. Aber diese Arbeit sollen sie dann bitte nicht auf die BloggerInnen abwälzen und sie dafür mit einem kleinen Geschenk abspeisen.

Ich bin eine Verfechterin der Trennung von Werbung und redaktionellen Inhalten. Ich möchte mir nicht vorgeben lassen, was ich zu schreiben habe. Sei es jetzt bei Interviews oder  CD-Rezensionen. Das interessiert mich einfach nicht. Und ganz ehrlich – ist es das wert? Für eine Dose Thunfisch die eigene Glaubwürdigkeit bei den LeserInnen aufs Spiel zu setzen?

9 thoughts on “Sponsored Blogposts: Es geht um die Glaubwürdigkeit

  1. Richard says:

    Ich versteh‘ dein Unbehagen, wenn’s um völlig ungekennzeichnete Jubelpostings geht. In diesem Fall versteh‘ ich die Aufregung nicht. Petra schreibt schon seit jeher über Essen, in allen möglichen Ausformungen. Ein Posting über einen Thunfischsalat zu schreiben ist also weder themenfern noch absurd. Das hat nichts mit den von Kobuk angeprangerten Advertorials, verkleidet als redaktionelle Beiträge, zu tun.

    Dass sie dabei eine spezielle Marke, die ihr auf die eine oder andere Art und Weise zur Verfügung gestellt wurde (ich hab ehrlich gesagt auch keine Ahnung wie das vonstatten geht), verwendet, das kennzeichnet und sich dann auch noch in einem eigenen Absatz mit Kritik an der Marke auseinandersetzt, ist mMn überhaupt kein Problem.

    Du schreibst, dass du ihre Einträge sonst sehr schätzt. Dann kannst du dir ja den Thunfischsalat einfach mit einer anderen Marke machen. Dann hast du gleichzeitig auch dein persönliches Adbusting betrieben.

  2. Markus Peyerl says:

    Ja. Natürlich ist es das wert. Eine Dose Thunfisch, um Himmels Willen, überhaupt so eine delfinschonenende. Also da kann ja wirklich keiner was dagegen haben. Da sterben dann maximal drei und vier von denen pro Tonne Rio Mare, und, na, wenn das kein Schritt in die richtige Richtung ist, was dann? Da könnt ja gleich wer daherkommen und verlangen, das Frauen dasselbe verdienen solln wie Männer und zwar sofort. Unvorstellbar wär das ja. Das braucht halt alles seine vier Millionen Jahre, das is halt so, nix zum Machen. Und außerdem: So schön gekennzeichnet wie das „Sponsored Product“ is, also bitte! Da muss ich nur an den ganzen Bildern mit der herrlich in Szene gesetzten Thunfischdose unbeeindruckt vorbeiscrollen und dann steht’s eh ganz unten, in der Ecke rechts, dort, im Kleingedruckten. Das kann doch wahrlich nicht zu übersehen sein, für den gewillten Blogpostleser. Also da schlagen sie aber ein bisschen über die Stränge, Frau Wein, also ehrlich. Arbeiten sie da mal an ihrer eigenen Glaubwürdigkeit, bevor sie da so hart ins Gericht gehen, so, wie jemand wie ich das niemals tun würde.

    Räuspern.

    Werbung sonst gar nichts!

  3. Patrick says:

    Das heißt, die Futurezone ist unglaubwürdig, weil sie alle getesteten Gadgets zu Verfügung gestellt bekommt?

    Das heißt, alle Filmkritiker sind unglaubwürdig, weil sie zu Prämieren eingeladen werden?

    Das heißt, alle Games-Journalisten sind unglaubwürdig, weil sie die getesteten Spiele zugeschickt bekommen?

    Und damit ich’s richtig verstehe (ganz abseits vom erwähnten Blogpost, bei dem kein Geld geflossen ist und niemand dazu verpflichtet wurde, irgendetwas zu schreiben): Sind ganz allgemein nur Personen glaubwürdig, die mit dem, was sie machen, kein Geld verdienen?

  4. Patrick says:

    @ Markus: Schriftgröße 13px ist für dich Kleingedrucktes? Das ist größer als der Fließtext auf den meisten anderen Seiten.

  5. Sam says:

    Hey Michaela,

    Ich finds super, dass du dieses Thema ansprichst. Ich kenn die Vorgeschichte nicht und will mich da auch raushalten.

    Ich selbst schätze Blogs, weil sie Charakter haben, teils sehr kritisch geschrieben sind und Themen ansprechen, die brandaktuell sind (so wie dieser Beitrag). Ein Freund von mir (David Meerman Scott), hat einmal gesagt „In the internet you are what you publish“. Ich finde dieser Satz zeigt ganz schön, dass wir Personen mit dem was sie schreiben in Verbindung bringen. Und selbst wenn wir nicht den Autor des Blogs kennen, identifizieren wir mit dem Blog eine gewisse Persönlichkeit. Und daher kommt denk ich auch das Gefühl von Glaubwürdigkeit.

    Nur so ein paar Gedanken dazu. Aber spannendes Thema 😉

  6. phil says:

    Ich kenne den Blog „Pixi mit Milch“ nicht, aber der Eintrag „Thunfisch-Salat“ ist absolut unseriös. Ein „sponsored Produkt“ nur über Tags bzw. so einen Nachtrag zu kennzeichnen find ich lächerlich. Vor allem weil sich der Inhalt wie eine Werbung liest.

    ps // Ich dachte das „schlechte“ an Thunfisch ist dass dieser Fisch am aussterben ist. Ist das mit den Deflinen nicht nur mehr nebensächlich?

  7. Patrick says:

    @phil: Du liest offenbar nicht viele Blogs, wenn du DAS schon unseriös findest. Sie hat den Blogpost übrigens einen Tag davor in einem anderen Blogpost angekündigt. Leser ihres Blogs waren also nicht überrascht und wussten schon zuvor, dass sie Produkte zu Verfügung gestellt bekam. Die meisten ähnlich großen Blogs kennzeichnen sponsored posts nicht mal in irgendeiner Weise.

    Du darfst Blogs außerdem nicht mit Zeitungen verwechseln. Es ist üblich, dass Blogger Zeug bekommen und ab und zu auch darüber schreiben. Das betrifft so gut wir jeden Mode, Schmink, Technik, Game, Essens und ähnlichen Blog. Wenn man das immer brav kennzeichnet, gehört man zu den guten 10 Prozent.

    Zum Thunfisch: Bei Thunfisch ist wichtig, dass man nachhaltig gefangenen unterstützt. Dadurch wird er vom Aussterben bewahrt. Wer sich selbst darüber aufregen will, muss schon vegan sein, damit ich ihn ernst nehme.

  8. Markus Peyerl says:

    @ Patrick: Kleingedrucktes ist alles, was kleiner ist als der Fließtext, egal in welcher Schriftgröße. Außerdem noch rechtsbündig, also genau dort, wo im Deutschen Vonlinksnachrechtslesen sich die Augen zum Weiterlesen eher nicht automatisch hinverirren. Und dann der Hinweis auf das „Sponsored Product“ auch noch zwischen letztem und vorletztem, fettgedruckten „Absatz“ des eigentlichen Texts, also wie gemacht dafür, nicht gelesen zu werden. Also wirklich, das mag ja alles purer Zufall sein, aber ja: Schön schaut das nicht aus.

    Und was das Filmkritiker, Games-Journalisten, Geldverdienen-Zeug anbelangt: Da magst du recht haben, is auch alles ein bisschen voreilig, aber ich erwarte mir einfach nichts anderes mehr, wenn ich mir den mittlerweile zweiten „Sponsored Irgendwas“-Blogeintrag da auf der besagten Seite noch einmal durchlese. Da wird ja nicht rezensiert, da wird nicht gepro- und contrat (maximal zwecks Vertuschung nur noch pseudo-kritisch sich angebiedert), da wird hingenommen. Da wird ja kein Thunfischtest abgehalten, wo man dann sagt, ja der Thunfisch A kann das und das, aber Thunfisch B und C sind in den und den Bereichen besser. Wär genauso, wie wenn jemand ein Computerspiel rezensiert, indem er hinschreibt: „Ja, dann bin ich aufgestanden und dann hab ich gefrühstückt und dann das neue, supertolle, wunderbare XY-Commander gespielt und dann bin ich schlafen gegangen.“ Das Produkt ist nur noch „Teil“ der „Erzählung“, aber nicht mehr sein Inhalt, es wird nur erwähnt, im Sinn von Genanntwerden, positiv natürlich, in der Hoffnung, dass das unbewusst irgendwas in dir auslöst, wenn du das nächste Mal vorm Thunfischregal stehst und deppat herumüberlegst, welche Dose denn jetzt? Ist das das, was die Futurezone macht? Ich wage es zu bezweifeln. Das ist was Werbung macht. Das ist Aktivia!

  9. Adam says:

    Sponsoren, die gerne ihre Produkte in irgendeiner Form erwähnt haben möchten, selektieren schon vor der Anfrage an einen Blogbetreiber vor. Kurzum: Wenn die Chance auf eine _positive_ Grundstimmung und Produktdarstellung >50% (ich würde auf 90% tippen) beträgt, DANN wird erst nachgefragt.
    Ein Blogger, der ständig über dahinfaulende Bio-Produkte schimpft und wie teuer sie nicht sind und überhaupt alles bäh ist, der wird von einem Bio-Nahrungsmittelproduzenten keine Anfrage auf „Kooperation“ bekommen.
    Ich schliesse mich Deiner Meinung eigentlich in weiten Teilen an. Vor allem, was das „hervorheben“ von sponsored-Posts angeht. Am liebsten wärs mir ja, wenn diese 1. ausblendbar, 2. in anderer Schrift und 3. am besten in einem getrennten Blog wären.
    Natürlich wird dann Niemand unter solchen Bedingungen noch Werbung auf diesem Blog schalten.

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