Speed Dating! Eine Sache, die ich immer schon einmal ausprobieren wollte. Bestimmt nicht, um die große Liebe zu finden sondern einfach, weil es nach jeder Menge Spaß klingt. Die Reaktion der Menschen, denen ich vorab davon erzählt habe, war immer dieselbe: „Was? Warum denn das?!“ gefolgt von „Du musst mir dann unbedingt erzählen, wie es war!“ Hier also ein Nachbericht.
Warum zum Teufel Speed Dating?
Weil es lustig ist. Außerdem bin ich der Meinung, dass man gewisse Dinge einfach mal ausprobieren sollte. Allzu ernst sollte man die Sache ohnehin nicht nehmen. Es ist auf jeden Fall eine Möglichkeit, um nette Leute kennen zu lernen, aber auf die Liebe des Lebens sollte man nicht zwanghaft hoffen.
Wie läuft es ab?
Zwölf Männer, zwölf Frauen, ein Zettel Papier. Auf letzterem trägt man die Namen der KandidatInnen ein und kreuzt nach jedem Date Ja oder Nein an. Der Zettel wird am Schluss abgegeben, am nächsten Tag erhält man per Mail die Auswertung – wenn beide Dating-Partner Ja angegeben haben, werden die Mailadressen zugeschickt. Was dann passiert, bleibt einem selbst überlassen.
Welche Leute gehen zum Speed Dating?
Weder besonders verzweifelte Singles noch ungepflegte, unhöfliche Männer und Frauen waren an dem Abend anzutreffen. Eine angenehme Mischung aus netten, großteils gutaussehenden jungen Männern (die gewünschte Altersgruppe wird vorab eingegrenzt), die sehr bemüht waren, die fünf Minuten mit ihrem Gegenüber nett zu verbringen. Mit den Frauen unterhält man sich auch – auf der Damentoilette, wo gelästert und verglichen wird, welche Männer in Frage kommen und welche nicht.
Worüber spricht man beim Speed Dating?
Die beiden Standard-Themen bei jedem Gespräch sind Arbeit und Hobbies. Dadurch ergeben sich nette Konversationen, leider bleiben einem solche Menschen teilweise kaum in Erinnerung. Trotz Notizen zu jedem Kandidaten wusste ich bereits am nächsten Tag bei vielen nicht mehr, wie sie ausgesehen hatten oder wie das Mini-Date wirklich war. Wer geschickter in das Gespräch einsteigt („Ich bin eigentlich verheiratet, bin jetzt zum zwölften Mal beim Speed Dating und suche Affären“ – wirklich passiert!) hat die Chance, Eindruck zu hinterlassen – ob dieser Eindruck positiv oder negativ ist, sei dahingestellt.
Spannend war die Beobachtung, wie unterschiedlich lang fünf Minuten dauern können. Manche Gespräche zogen sich ewig in die Länge, die meisten Dates waren aber eigentlich sehr nett, leider ist die Zeit auch schon wieder um, wenn man das erste Kennenlernen hinter sich gebracht hat.
Highlights des Abends?
Es gab sie natürlich, die Highlights, die in Erinnerung bleiben. Da war zum Beispiel der Mann, der ein Getränk bestellte und es dann von seinem 5-Minuten-Date bezahlen ließ, weil er kein Geld dabei hatte. So etwas kommt weniger gut an beim Gegenüber.
Oder der Dating-Partner, der meinte, dass er eigentlich total genervt sei von den ständig gleichen Konversationen und mit dem ich mich schließlich über Katzen unterhalten habe inklusive Foto-Vergleich, welche Katze denn schöner sei. (eigentlich mein Traummann?!) Apropos Fotos – einzigartige Ich-mach-Unterwäsche-Fotos-vor-dem-Badezimmerspiegel habe ich auch zu Gesicht bekommen. Auf solche skurrilen Situationen sollte man vorbereitet sein.
Und dann war da noch der junge Mann, der wissen wollte, was ich arbeite. Meine Antwort, ich sei Online-Journalistin, veranlasste ihn zu der Aussage, dass er gerne auf Fashionblogger-Events gehe und überhaupt oft in der Passage und im Volksgarten anzutreffen sei. „Ich bin quasi auch Journalist, nur indirekt!“
…
Fazit?
Ein sehr, sehr lustiger Abend, der allerdings auch anstrengend war. Ich hatte unterschätzt, wie viel Konzentration man braucht, um eineinhalb Stunden möglichst geistreiches Zeug von sich zu geben und zu versuchen, sich interessant darzustellen.
Ich habe im Anschluss fünf Mailadressen erhalten, zwei der Herrschaften haben Kontakt zu mir aufgenommen, ein weiteres Treffen gab es auch. Ich kann einen solchen Abend unbedingt weiterempfehlen, weil es wirklich großen Spaß macht.
Zum Abschluss noch 3 Tipps für all jene, die Speed Dating auch ausprobieren möchten:
- Überlegt euch einen Gesprächseinstieg und ein paar interessante Themen, über die ihr sprechen wollt. Damit erhöht ihr die Chance, dass man sich an euch erinnert und sich weiter mit euch unterhalten möchte. In diesem Zusammenhang auch wichtig:
- Macht euch Notizen. Wenn man wie ich fünf Männern erzählt, dass man Die Ärzte mag, die Herrschaften auch alle Ärzte-Fans oder zumindest –Sympathisanten sind und man bei den Notizen fünf Mal „Ärzte-Fan!“ stehen hat, hilft einem das irgendwann nicht mehr weiter. Weitere sinnlose Notizen: „nett“, „i like“ und „Speeddating“ (besonders sinnvoll).
- Nehmt die Sache nicht zu ernst. Es geht im Endeffekt darum, Spaß zu haben und einen lustigen Abend zu erleben. Und wenn niemand passender dabei ist und kein einziges gutes Gespräch zustande kommt (was sehr unwahrscheinlich ist), hat man zumindest ein paar gute Geschichten zu erzählen.
Foto: Michaela Wein